Du liebäugelst schon seit längerem damit ortsunabhängig zu arbeiten, willst jedoch deinen monatlichen Gehaltscheck als Angestellte/r nicht gegen eine “ungewisse” Selbständigkeit eintauschen? Damit bist du nicht allein. Es gibt viele Gleichgesinnte, die genauso denken wie du. Eine der häufigsten Fragen in diesem Zusammenhang lautet:
"Wo finde ich Remote Jobs bzw. ortsunabhängige Jobs in Deutschland und was muss ich tun, um einen Remote Job zu landen?"
Genau dieser Frage sind wir auf den Grund gegangen und haben dazu verschiedene Remote Companies interviewt. Die gute Nachricht ist: Immer mehr Unternehmen – auch in Deutschland – haben sich ortsunabhängiges Arbeiten auf die Fahne geschrieben und bieten ihren Mitarbeitern freie Ortswahl an.
Heute stellen wir dir die Firma komoot vor. Erfahre im Interview mit Mitgründer Jonas Spengler:
- warum komoot auf Remote Work setzt
- in welchen Unternehmensbereichen es aktuell Jobvakanzen gibt
- welche Qualifikationen Mitarbeiter mitbringen sollten
- und wie du erfolgreich den Bewerbungsprozess meisterst
WER IST KOMOOT UND WAS MACHT DAS UNTERNEHMEN SO BESONDERS?

- komoot ist die größte Plattform für Outdoor Aktivitäten in Europa
- Mit einer tollen App zum Wandern und Radfahren
- Aktuelle Anzahl der Mitarbeiter: 40 in Festanstellung
- Remote Faktor: 100% verteilt
- Warum komoot? -> Weil deine Arbeit Millionen von Menschen raus in die Natur bringt
- Fun Fact: Monate bis zum Kauf eines neuen Fahrrads nach Arbeitsbeginn: 3
INTERVIEW MIT CO-FOUNDER JONAS SPENGLER
VON DER DEUTSCHEN REMOTE COMPANY KOMOOT

Name: Jonas Spengler (Mitgründer)
Unternehmen: komoot
Web: komoot.com/jobs
Welches Produkt bietet ihr an und wie verdient ihr Geld?
Wir sind die größte Plattform für Outdoor Aktivitäten in Europa. Unser Geschäftsmodell basiert einerseits darauf, dass Nutzer in unserer App per In-App-Kauf Zusatzfunktionen freischalten können. Auf der anderen Seite haben wir Tourismusregionen als Kunden, die über unsere Plattform werben.
Welche Jobrollen bzw. Berufsbilder gibt es bei euch im Unternehmen?
Wir haben einen sehr starken Entwicklungsfokus. Viele in unserem Team sind Software-Entwickler bzw. in der Produktentwicklung tätig. Im Moment trifft dies auf ca. 2/3 des Teams zu. Ansonsten haben wir Marketing, PR, Community Management, Sales und die ganzen Service-Positionen im Unternehmen. Insgesamt besteht das Team aktuell aus 40 Leuten.
Warum habt ihr entschieden, auf Remote Arbeit umzustellen?
Wir haben umgestellt, weil wir mit den besten Leuten auf der ganzen Welt zusammenarbeiten wollen – egal, wo sie wohnen. Remote funktioniert dann viel besser als z.B. in Berlin nach Personal zu suchen. Denn auf der einen Seite will nicht jeder nach Berlin und auf der anderen Seite herrscht in Berlin ein extremer Wettbewerb um den gleichen Talentpool.
Wo kommen eure Mitarbeiter her?
Ganz unterschiedlich. Der Schwerpunkt liegt auf Europa. Europa deswegen, weil wir mit Kernarbeitszeiten arbeiten. Um diese zu erfüllen, müssen sich die Mitarbeiter in bestimmten Zeitzonen aufhalten, um eine synchrone Arbeitsweise zu ermöglichen. Im Moment reichen die Aufenthaltsorte unserer Mitarbeiter von Rumänien bis Portugal, vom Breitengrad der Welt her gesehen. Von Nord nach Süd betrachtet bleiben die Zeitzonen die gleichen. Es ist dann egal, ob ein Mitarbeiter in Südafrika oder Deutschland sitzt.
Sind eure Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig in Deutschland angestellt?
Wir stellen die Mitarbeiter dort an, wo sie wohnen. Wir registrieren uns in diesen Ländern als Arbeitgeber und können darüber dann Sozialabgaben zahlen. Für die Gehaltsabrechnung arbeiten wir mit lokalen Payroll-Providern zusammen.
Haben Mitarbeiter bei komoot feste Arbeitszeiten oder können sie sich ihre Arbeitszeiten selbst aussuchen?
Wir haben eine Kernarbeitszeit, die zwischen 10:00 und 15:00 Uhr liegt. Hier sollte jeder erreichbar sein, um einen schnellen Austausch zu gewährleisten. Theoretisch gibt es zwei Remote-Modelle. Erstens das synchrone Arbeitszeit-Modell. Zweitens das asynchrone. Letzteres wollten wir nicht, weil es uns als Firma langsamer macht. Absprachen können z.B. bis zu 24 Stunden dauern und die Kommunikation ist komplett verschriftlicht, was sehr schwierig ist.
Wie häufig habt ihr neue Jobvakanzen?
Immer (lacht). Der Plan ist bis Ende des Jahres auf 70 Leute zu wachsen. Deswegen suchen wir gerade sehr viele Leute in allen Bereichen, von Entwicklung bis Marketing, PR und Community Management.
Wo schreibt ihr eure offenen Stellen aus?
Wir schreiben zum einen über LinkedIn aus. Das ist unsere Basisplattform. Weiterhin schauen wir gezielt je nach Position, welche speziellen Kanäle gut sind. Von Facebook Gruppen über Newsletter und so weiter. Auf der anderen Seite nutzen wir auch Remote Plattformen und schreiben dort aus.
Welche Qualifikationen müssen Mitarbeiter fürs Remote Arbeiten mitbringen?
Kommunikation ist uns sehr wichtig. Sowohl in der schriftlichen Bewerbung, als auch im Interviewgespräch. Die Bewerbung muss auf den Punkt gebracht sein, ohne viel Drumherum. Wenn wir z.B. Bewerbungen mit ewig langen Texten bekommen, die nicht auf den Punkt gebracht sind, sind diese Kandidaten eigentlich schon von vornherein raus.
Ein weiteres Kriterium ist, dass Kandidaten sich sehr gut selbst organisieren können müssen. Wir arbeiten fast ausschließlich mit Senior Leuten zusammen, weniger mit Praktikanten oder Junioren. Erstere müssen einen starken eigenen Antrieb besitzen. Das lässt sich z.B. gut testen, wenn mal nicht so ganz klar ist, was in einem konkreten Fall zu tun ist. Tritt die Person in Aktion und tut das, was sie für richtig hält, oder wartet sie ab? Der eigene Antrieb ist insbesondere bei Remote Arbeit extrem wichtig, weil man fortlaufend in Aktion treten muss. Und wenn es nur so einfache Dinge sind wie jemanden anzurufen.
Spezielle Toolkenntnisse müssen Bewerber nicht mitbringen. Slack, Trello und Co. bringen wir ihnen innerhalb von 2 Tagen bei (lacht).
Wie stellt ihr neue Mitarbeiter ein? Wie sieht der Bewerbungsprozess aus?
Die komplette Bewerbung läuft online ab. Du schickst eine Bewerbung und bekommst ein paar Screening Questions von uns. Das Bewerbungsformat ist flexibel. Viele machen es schriftlich, es gibt aber auch einige, die eine Videobewerbung schicken. Videobewerbungen funktionieren super. Ich finde das Format sehr gut und würde es generell jedem empfehlen, der sich irgendwo bewirbt.
Auf Basis deiner Bewerbung machen wir eine Challenge mit dir, die eine Arbeitsprobe beinhaltet. Je nach Position fällt diese unterschiedlich aus. Wenn du dich z.B. als Copywriter bewirbst, dann besteht die Challenge darin, eine E-Mail zu texten. Wenn du dich als Programmierer bewirbst, beinhaltet sie z.B. die Programmierung einer App. Und so weiter. Basierend auf deiner Arbeitsprobe finden im nächsten Schritt 2 Interviews statt. Diese machen wir über Zoom-Call. Im Anschluss hieran treffen wir unsere Entscheidung. Fällt diese positiv aus, stellen wir dich ein, ohne dich physisch vorher getroffen zu haben. Sobald du eingestellt bist, findet bei Arbeitsbeginn ein 2-wöchiges Onboarding statt. Hier bringen wir dich an den Ort, wo auch dein Mentor sitzt.
Entstehen durch die ortsunabhängige Zusammenarbeit Produktivitätseinbußen?
Nein (lacht). Es ist super effizient, remote zu arbeiten. Wenn du die richtigen Leute dafür hast, sparst du unglaublich viel Overhead. Dazu kommt: Du sparst die ganze Travel Time von A nach B. Das ist die eine Geschichte. Auf der anderen Seite sind Videocalls sehr effizient. Du startest das Meeting, teilst deinen Bildschirm, sagst zwei Worte und zack geht’s los. Alle Teilnehmer sind super fokussiert. Wenn das Meeting dann zuende ist, kannst du per Knopfdruck gleich ins nächste Meeting springen. So kannst du ganz einfach alle 30 Minuten ein anderes Meeting machen. In einem physischen Zusammenhang würde das gar nicht gehen. Remote Arbeit ist sogar so effizient, dass wir gezielt Ineffizienzen einbauen, um die Zusammenarbeit menschlich zu halten. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Du musst Räume schaffen, wo sich die Mitarbeiter auch mal ineffizient austauschen können. Wo sie auch mal über informelle Sachen sprechen, die nicht zur Produktivität des Unternehmens beitragen. Wir machen es z.B. so, dass wir Leute gegenseitig zulosen, die miteinander Kaffee trinken sollen. Sie bekommen dann eine Einladung von uns, in der sowas steht wie: „Hey, mit XY solltest du diese Woche mal eine halbe Stunde Kaffee trinken und quatschen.“
Wie schafft ihr es, dass Mitarbeiter, obwohl sie remote arbeiten, eine Beziehung zueinander aufbauen?
Das ist ein Thema, auf das wir sehr großen Wert legen. Es gibt auf der einen Seite wöchentliche Calls mit dem gesamten Team, wo jeder vorstellt, was gerade in welchem Bereich los ist. Darüber hinaus machen wir 3 „Gatherings“ im Jahr, d.h. wir bringen das komplette Team für 1 Woche an einen Ort, z.B. nach Mallorca, Teneriffa oder Frankreich. Dort mieten wir ein Haus, Fahrräder, etc. und treffen uns persönlich. Im Januar waren wir z.B. in Marokko. Das persönliche Treffen vor Ort hilft unglaublich dabei, Barrieren bei der Kommunikation abzubauen und sich gegenseitig besser kennenzulernen. Wir nutzen die Gatherings auch, um Panel Diskussionen zu bestimmten Themen zu machen wie z.B. „Wie geht man mit Remote Work um?“, „Welche Produktivitätstechniken gibt es?“. Für jedes Gathering gibt es ein Fokusthema, z.B. Kommunikation oder Unternehmensziele für 2019. Weiterhin gibt es Austausch „Barcamp Style“, wo bestimmte Personen arbeitsbezogene oder anderweitige Themen vorstellen. Insgesamt kann man sagen, dass die Gatherings eine Mischung aus Freizeit (z.B. Fahrrad fahren oder wandern gehen), Company Workshops und Konferenz sind und sehr gut angenommen werden. So schaffen wir es, die Zusammenarbeit unglaublich eng zu halten. Viele sind untereinander sogar total gut befreundet und besuchen sich regelmäßig.
Wir haben das Interview am 22.02.2019 per Video-Call (wie sollte es anders sein 😊) mit Jonas geführt. komoot ist ein echter Pionier in Sachen Remote Festanstellung in Deutschland. Jan und ich finden das absolut bereichernd für unsere Arbeitswelt und jeder sollte es wissen. Aus diesem Grund haben wir diese Interviewserie ins Leben gerufen, in der wir dir verschiedene Remote Companies vorstellen und verraten, worauf es ankommt, um einen Remote Job zu landen.
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P.S. Möchtest du wissen, mit welchen Berufen du ortsunabhängig Geld verdienen kannst, schau in unserer Reihe “Ortsunabhängige Berufe” nach.
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Pingback: Reisen trotz Vollzeitjob – Interview mit Bea und Jan („New Work Life“) zum Remote Arbeiten (Teil 1) – Anchor & Clover
Hi und vielen Dank für das interessante Interview!
Ich bin heute über eure Seite gestolpert und finde hier viele interessante Artikel. Ich selbst bin IT-Berater und habe im letzten Jahr einen recht hohen Home Office Anteil im Job gehabt, weshalb ich mir die Frage stelle, ob ich daraus nicht auch einfach ein Remote Office Job machen kann.
Hi Marius,
danke für deinen Kommentar. Freut uns, dass dir der Artikel gefällt. Du bist IT Berater – wie spannend! Wir finden deine Idee, aus deinem Job ein Remote Office zu machen großartig. Viel Erfolg dabei 🙂
LG,
Bea und Jan